Es ist unerträglich! Bei der heutigen Demonstration für ein rasches Fortschreiten der COVID-Infektionen in St. Pölten rennen doch ernsthaft Menschen herum, die sich selbst in der Tradition von Leopold Figl um die Freiheit Österreichs kämpfen sehen. Geht’s denn noch dümmer?! Wir brauchen ja gar nicht über die gesundheitlichen Aspekte dieses Auflaufs von Wissenschaftsleugnern und Absolventen von YouTube-Medizin-Studien zu reden. Aber sich selbst mit jemanden zu vergleichen, der aufgrund seiner politischen Einstellung 1938 von den Nationalsozialisten ins KZ Dachau gebracht wurde, mit Prügel, Dunkelhaft und beinahe der Exekution bestraft wurde und nur durch das Vorrücken der Alliierten mit dem Leben davonkam, ist eine derart perfide Selbsterhöhung und zeugt von einem so derart geschichtsvergessenen Weltbild, dass es dem Fass den Boden ausschlägt.
Nein, ihr seid keine Opfer eines Verbrechens, ihr seid nicht „die neuen Juden“ und auch nicht die Verfolgten eines angeblich faschistischen Staates. Ihr seid Egoisten. Ihr verlängert diese Krise, sodass wieder Menschen unnötig an gesundheitlichen Problemen leiden, Menschen am Rande ihrer Existenz stehen, Familien zwischen Bildung, sozialen Kontakten und Gesundheit ihrer Kinder abwägen müssen, frischgebackene Väter ihre Frauen und Kinder nicht im Krankenhaus besuchen können, Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte über ihrer Belastungsgrenze arbeiten, Kranke auf lebenswichtige Operationen warten müssen oder wir in Situationen kommen, wo Menschen wegen euch sterben, weil sie aus Kapazitätsgründen keine intensivmedizinische Versorgung erhalten.
Wer wirklich Freiheit will, der muss etwas dafür tun – das war schon immer so. Nur anders, als Leopold Figl, der für den Kampf um die Freiheit und seine Überzeugungen im Konzentrationslager gefoltert wurde, bedeutet „etwas tun“ in dieser Krise sich gratis ein milliardenfach getestetes Vakzin zu holen. Und das ist allemal ein Preis, den wir alle bereit sein sollten für Freiheit zu bezahlen!
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